Dank der heutigen Therapiemöglichkeiten hat sich die HIV-Infektion in der Schweiz von einer tödlichen zu einer chronischen, medikamentös gut kontrollierbaren Erkrankung gewandelt. Dies setzt für die Betroffenen jedoch die tägliche Medikamenteneinnahme voraus. Es lohnt sich also weiterhin, sich vor einer HIV-Infektion zu schützen – die PrEP bietet dir eine weitere Präventionsmöglichkeit.

Das Wichtigste über PrEP

PrEP bedeutet “Prä-Expositions-Prophylaxe“, also Vorsorge vor einer Infektion bei einem Risikokontakt. Die PrEP ist eine Safer-Sex-Methode, bei der HIV-Negative eine Kombination von zwei HIV-Wirkstoffen (Tenofovir und Emtricitabin, die im Medikament Truvada oder entsprechenden Generika enthalten sind) einnehmen, um sich vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen. Das Medikament muss von einem Arzt verschrieben werden und wird in der Schweiz nicht über die Krankenkasse bezahlt. Man kann die PrEP täglich nehmen oder in einem bestimmten Einnahmeschema. Wer die PrEP nimmt, muss regelmässig auf HIV, andere Geschlechtskrankheiten und die Nierenfunktion untersucht werden. Eine gute ärztliche Begleitung gehört zur PrEP dazu. Die PrEP schützt vor HIV, aber nicht vor anderen Geschlechtskrankheiten.

Wie funktioniert die PrEP?

Die PrEP verhindert, dass sich das HI-Virus nach dem Eindringen in den Körper vermehren kann. Dazu muss jedoch eine ausreichende Menge der Wirkstoffe im Blut und in den Schleimhäuten vorhanden sein. Wird die PrEP abgesetzt, verschwinden die Wirkstoffe im Körper und somit auch die Schutzwirkung.

In extrem seltenen Fällen sind die übertragenen Viren schon gegen die PrEP-Kombination resistent. Dann kann es trotz korrekter PrEP-Anwendung zu einer Ansteckung kommen. Weltweit sind bisher aber nur eine Handvoll solcher Fälle bekannt geworden.

Für wen ist die PrEP?

Die Beweggründe für eine PrEP sind sehr unterschiedlich und ausgesprochen individuell. PrEP richtet sich vor allem an Menschen, die ein erhöhtes Risiko für eine HIV-Infektion haben und sich nicht konsequent durch Kondome schützen können –  oder wollen.

Die Deutsch-Österreichischen PrEP-Leitlinien empfehlen die PrEP für alle Menschen mit erhöhtem („substanziellem“) HIV-Risiko. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) und in den letzten drei bis sechs Monaten Analverkehr ohne Kondom hatten und/oder voraussichtlich in den nächsten Monaten Analverkehr ohne Kondom haben werden.
  • MSM, die in den letzten zwölf Monaten eine Geschlechtskrankheit hatten.
  • PartnerInnen von Menschen mit HIV, die keine HIV-Therapie machen, bei denen die HIV-Therapie nicht richtig wirkt oder bei denen die HIV-Therapie noch nicht mindestens sechs Monate lang wirkt.
  • Menschen, die Sex ohne Kondom mit PartnerInnen aus einer Bevölkerungsgruppe haben, die in besonderem Masse von HIV-Infektionen betroffen ist (Prävalenz undiagnostizierter oder unbehandelter HIV-Infektionen >1%).
  • Drogen injizierende Personen, die keine sterilen Spritzbestecke verwenden.

Wie gut schützt mich die PrEP?

Die Wirksamkeit hängt von der korrekten Einnahme der PrEP ab. Wird sie täglich eingenommen, ist der Schutz praktisch gleich mit Kondomen. PrEP bietet also einen hohen, jedoch keinen hundertprozentigen Schutz.

Wie nehme ich PrEP ein?

Grundsätzlich gibt es 3 verschiedene, anerkannte Einnahmeschemen für PrEP:

Daily PrEP

Hierbei nimmst du täglich (möglichst immer zur selben Zeit) eine Tablette ein. Dabei ist es wichtig, dass du vor dem ersten ungeschützten Sex bereits einen Wirkstoffspiegel im Körper aufgebaut hast. Wir empfehlen hier am besten 7 Tage – mindestens jedoch 2–3 Tage für Männer. Für Frauen in jedem Fall mindestens 7 Tage im Voraus. Bei Beendigung der PrEP wird die Kombination weitere sieben Tage eingenommen.

Event-based / on demand PrEP

Hierbei nimmst du die PrEP nach einem standardisierten Schema zu einem oder mehreren geplanten sexuellen Kontakten. Diese Einnahmemöglichkeit ist etwas komplizierter und bedarf eines guten Beratungsgesprächs, zudem ist die Datenlage noch nicht so solide wie für die Daily PrEP. Für Frauen ist diese Einnahme nicht geeignet.

Holiday – PrEP

Hierbei handelt es sich eigentlich um eine Daily-PrEP – nur mit dem Unterschied, dass gezielt für einen abgesteckten Zeitpunkt begonnen und wieder aufgehört wird. Zu beachten ist hier wieder die genügende Vorlaufzeit und die Einnahme der Medikamente nach dem letzten ungeschützten Sex. Wir empfehlen hierfür 7 Tage im Voraus und 7 Tage nach dem letzten ungeschützten Sex.

Wie und wo erhalte ich PrEP?

PrEP sollte von einem Arzt begleitet werden, der Erfahrung mit HIV hat. In dieser Beratung wird individuell besprochen, welche Möglichkeit für dich die Beste ist. Vor dem Start muss unbedingt eine bestehende HIV-Infektion ausgeschlossen sein und weitere Blutuntersuchungen gemacht werden. Im Verlauf der PrEP-Behandlung werden regelmässige Kontrollen inklusiv HIV Tests durchgeführt. Du kannst bei uns gerne ein erstes, unverbindliches Beratungsgespräch vereinbaren.

Hast du dich für die PrEP entschieden, können wir dir für den Bezug des Medikaments Adressen angeben, wo du sichere und zahlbare Medikamente beziehen kannst.

*Zitat in Anlehnung an www.myprep.ch**

Vorträge 8.11.19, PS11:

Dominique Costagliola: “PrEP persistence and associated factors: ananalysis from the ANRS Prevenir study”
Jessica Deblonde: “Monitoring PrEP implementation in Belgium: nationalsurveillance results, 2017-2018”